#21 Schulleiterin Sarah-Fay Koesling: Wie bringt man moderne Bildung, Mutterschaft und Karriere zusammen?

Shownotes

In unserer neusten Podcast-Folge mit Sarah-Fay Koesling geht es um ihre Arbeit als Schulleiterin der Grundschule der Modernen Schule Hamburg. Diese internationale Schule legt großen Wert auf kulturelle Vielfalt und innovatives Lernen. Sarah leitet seit 2020 die Grundschule und ist seit 2014 Teil des Teams der MSH. Das sie an diese Schule gekommen ist, war Zufall, das sie blieb war Absicht, so sagt Sie es.

In dieser Folge bespricht Sarah auch über persönlichere Themen. Sie ist kürzlich Mutter geworden und teilt ihre Erfahrungen darüber, wie sie nach der Geburt schnell wieder in den Beruf eingestiegen ist. Sie spricht über die Herausforderungen, die junge Mütter im Beruf, insbesondere im Bildungsbereich, meistern müssen und die Balance zwischen Familie und Beruf. Die Diskussion greift dabei gesellschaftliche Themen wie die Versorgungslücke durch Elternzeit, die ungerechte Verteilung oder auch die Rolle von Frauen im Berufsleben auf, insbesondere nach der Geburt eines Kindes​

Diese Episode bietet Einblicke sowohl in die moderne Schulbildung als auch in die persönlichen Herausforderungen, mit denen berufstätige Mütter konfrontiert sind.

Hier geht es zur Seite der Modernen Schule Hamburg

Über fairvendo:

fairvendo ist ein unabhängiges Maklerbüro mit Fokus auf ökologisches, sozialethisches und ökonomisches Finanzwesen. Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sind wir CO²-neutral, CSE-zertifiziert und haben die höchste Quote an ESG-Berater:innen deutschlandweit.

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Deine Gastgeberinnen

Anja Werner: Nachhaltigkeitsbeauftragte bei fairvendo, Teil des Marketingteams, und Medien-Design-Studentin. Helene Bosmann: Diplom-Betriebswirtin (DH) und Versicherungsmaklerin seit 10 Jahren.

Bleib dran:

"FAIRstärkung" – Deine Verstärkung für faire Finanzen. Bis bald!

Transkript anzeigen

00:00:00: Ich glaube, wenn Kinder und Schule in Deutschland so wichtig wären, wie sie es in anderen Ländern sind,

00:00:08: dann wäre da schon mal ganz, ganz viel geschafft.

00:00:11: Du hast als Mutter nach nur zwei Monaten Elternzeit wieder in Teilzeit deinen Job aufgenommen.

00:00:16: Wenn die Eltern das auch sehen könnten, das wäre richtig schön.

00:00:20: Wie bringt man Kinder Resilienz bei?

00:00:23: Wir sind ja als Lehrer nicht unfehlbar.

00:00:26: Hallo und herzlich willkommen! Wir sind deine Verstärkung von Verwendo, ein Podcast für nachhaltige Versicherungen und sozialethisches Finanzwesen.

00:00:36: Hier geht es nicht nur um deinen persönlichen Wohlstand, sondern auch um eine bessere Zukunft für uns alle.

00:00:42: Im heutigen Format "Nachgefragt" reden wir mit Expert*innen und Gästen.

00:00:47: Dabei teilen sie ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen mit uns, insbesondere zu Finanz- und Versicherungsthemen.

00:00:54: Das soll dich inspirieren und befähigen, nicht nur deine eigene Zukunft zu gestalten,

00:00:58: sondern auch zu positiven Veränderungen in der Welt beizutragen.

00:01:02: So werden wir ganz nebenbei zu deiner Verstärkung.

00:01:06: Ich bin Anja Werner, Mutter einer Tochter im Grundschulalter,

00:01:11: Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Verwendo, zusammen mit Helene im Marketing-Team und nebenbei studiere ich Mediendesign.

00:01:17: Mein Name ist Helene Bossmann, ich bin Diplombetriebswirtin und habe ein Master in Wirtschaftspädagogik.

00:01:22: Ich bin seit zehn Jahren Selbstständigheitsversicherungsmarklerin und davon seit acht Jahren bei Verwendo.

00:01:26: Ich habe zwei kleine Töchter.

00:01:28: Hallo Helene.

00:01:29: Hallo Anja.

00:01:30: Unsere heutige Gesprächspartnerin kümmert sich täglich um die Zukunft.

00:01:34: Sie ist nämlich eine Schulleiterin einer Grundschule und zwar einer privaten Grundschule hier in Hamburg.

00:01:39: Die Rede ist von Sarah 4 Kösling von der MSH.

00:01:42: Hallo Sarah, schön, dass du da bist.

00:01:44: Hallo, danke für die Einladung.

00:01:46: Herzlich Willkommen.

00:01:48: Liebe Sarah, Anja hat schon angesprochen.

00:01:51: Du bist Schulleiterin einer privaten Grundschule oder der modernen Schule Hamburg

00:01:56: und bei euch steht das Lernen von Sprachen im Fokus.

00:01:59: Magst du uns kurz deinen Werdegang erzählen?

00:02:02: Ja, gerne. Also an sich war mein Werdegang recht klassisch.

00:02:06: Ich war in Berlin in der Grundschule tatsächlich, das heißt sechs Jahre statt vier, wie das in Hamburg eigentlich üblich ist.

00:02:13: Das ist vielleicht auch nochmal gut zu erwähnen, weil ich da natürlich dann auch so ein bisschen eine Meinung zu dieser frühen Trennung von Grundschülern habe in verschiedene Schulsysteme.

00:02:23: War dann auf dem Gymnasium. Das habe ich nicht gut geschafft und bin dann nach Hamburg gezogen auf eine Gesamtschule.

00:02:28: Also den Übergang Grundschule Gymnasium, der ist nicht so ohne oder aus meiner eigenen Erfahrung.

00:02:35: Nach dem Abitur in Hamburg habe ich in Hamburg studiert, auf Lehramt, mein Bachelor und Master gemacht.

00:02:40: War dann ein Jahr in London und als ich zurückgekommen bin, habe ich mein Referendariat in Schleswig-Holstein absolviert.

00:02:48: Und von da aus bin ich direkt an die Schule, an der ich jetzt bin.

00:02:53: Erst mal als Lehrerin natürlich. Dann bin ich Teamleiterin geworden und seit Februar 2020 Schulleiterin bei uns.

00:03:02: Warum hast du dich für eine Privatschule entschieden?

00:03:06: Tatsächlich, dass ich hier gelandet bin, ist eher Zufall gewesen. Dass ich geblieben bin war die Absicht.

00:03:12: So beschreibe ich das immer. Das war während des Studiums und auch im Referendariat gar nicht so in meinem Kopf.

00:03:18: Also ich habe nicht gesagt, ich muss unbedingt an eine Privatschule. Ich war aber offen.

00:03:22: Und mein immer noch Chef war tatsächlich auch der erste, der sich bei mir zurückgemeldet hat und gesagt hat, wir haben hier eine Stelle, wir haben Interesse.

00:03:31: Möchtest du bei uns arbeiten? Und dann habe ich mir das angeguckt und war ganz angetan.

00:03:35: Die Schule war zu dem Zeitpunkt erst fünf Jahre alt. Das ist für eine Schule ja gar nichts.

00:03:39: Das heißt, es waren ganz kleine schnuckeliege Klassen. In der vierten Klasse waren es damals sechs Schülerinnen.

00:03:44: Das Kollegen war ganz überschaubar. Es gab noch gar nicht von jedem Jahrgang Klassen einfach.

00:03:51: Ich glaube, die älteste Klasse war damals eine Achtte.

00:03:54: Und das hat mich dann schon sehr interessiert, das mitgestalten zu können, das alles mitzuerleben, wie eine Schule auch wächst und aufgebaut wird.

00:04:03: Und ich dachte nach einem Referendariat, wo man ja auch nur begrenzt unterrichtet,

00:04:08: ist das schön, um anzukommen, um sich nochmal irgendwie anders auszuprobieren.

00:04:13: Und je mehr Wachstum ich da mitgestaltet habe und miterlebt habe, desto mehr ist das natürlich auch irgendwie meine schulische Heimat geworden.

00:04:21: Und dann wurde mir das, was ja vielen Lehramtsstudierenden wichtig ist, die fair Beamtung, diese vermeintliche Sicherheit, die auch dahinter steckt,

00:04:28: wurde mir dann immer unwichtiger. Und ich habe dann immer gesagt, ich möchte lieber die 45-50 Jahre, die ich arbeiten muss, gerne zur Arbeit gehen,

00:04:37: als einfach diese Sicherheit der sicheren Pension oder der privaten Krankenversicherung und so was zu haben.

00:04:44: Und so bin ich geblieben. Und natürlich mit der wachsenden Verantwortung, was ja auch immer so eine Wertschätzung ist,

00:04:51: dass man mir das zutraut. Ich war ja noch sehr jung, ich war 32, als ich Schulleiterin wurde.

00:04:56: Das hat mich natürlich auch ein bisschen gebunden.

00:05:00: Und ich sehe auch so eine Verpflichtung den Schülerinnen, die ich hier ja sehr gut kenne und schätzen lernen und auch den Eltern gegenüber,

00:05:07: das weiter mitzugestalten und mitzutragen.

00:05:10: Magst du kurz das Konzept der Schule erläutern? Das finde ich sehr spannend.

00:05:14: Grundsätzlich fußt unser Konzept auf vier Pfeilern.

00:05:17: Das ist einmal das Digitale, die Handlungsfähigkeit der Schülerinnen, das internationale und der Hamburg-Bezug,

00:05:24: weil wir den Anspruch haben, den Schülerinnen, die bei uns aus der ganzen Welt kommen, aber in dieser Schule und in Hamburg eine Heimat zu schaffen.

00:05:32: Das internationale, das zeichnet sich dadurch aus, dass wir Kolleginnen aus der ganzen Welt haben,

00:05:38: aus Trinidad und Tobago, aus der Ukraine, aus Kanada, aus Indien, die kommen wirklich von überall her und aus Deutschland, Österreich und so weiter auch.

00:05:47: Und die Schülerschaft genauso international ist.

00:05:49: Und viele deutsche Schüler, die bei uns zur Schule gehen haben, aber schon irgendwie internationale Berührungspunkte,

00:05:55: indem die Eltern zum Beispiel viel im Ausland gelebt haben oder die Verwandtschaft im Ausland haben.

00:06:00: Das Digitale, das erklärt sich so ein bisschen von selbst.

00:06:04: Das ist ein bisschen mehr bei uns im Gymnasium verankert, muss man sagen.

00:06:08: Wir sind ja von der Vorschule bis zur 12. Klasse in eine Schule.

00:06:12: Da sind die Schüler alle mit digitalen Endgeräten ausgestattet.

00:06:15: Schon seit der Corona-Pandemie, was damals noch unvorstellbar war, wenn man sich an die Medienberichte in dieser Zeit erinnert.

00:06:24: Wir Lehrer arbeiten viel digital.

00:06:26: Wir haben ein digitales Klassenbuch, was mittlerweile immer mehr Schulen haben, aber bei Weitem noch nicht alle,

00:06:31: sodass der Austausch mit den Eltern auch viel intensiver und schneller stattfinden kann.

00:06:38: Und die Handlungsfähigkeit, die spiegelt sich eigentlich im täglichen Alltag in allen wieder.

00:06:43: Also die Schüler handlungsfähig zu machen für die Welt von morgen, Demokratie zu verstehen, Teilhabe zu ermöglichen und zu verstehen.

00:06:51: Das geht von dem Sprachenlernen natürlich, geht das los.

00:06:56: Das macht an ihr handlungsfähig.

00:06:57: Wenn ich Deutsch und Chinesisch und Englisch spreche, da hat man ja schon viele Vorteile anderen Menschen in der Welt gegenüber.

00:07:03: Aber auch durch den Klassenrat, durch das Fach lernen, lernen, das wir anbieten,

00:07:08: versuchen wir da den Schülern möglichst viel an die Hand zu geben, dass sie handlungsfähig sind, bleiben und werden für die Zukunft.

00:07:17: Das klingt nach einem schönen Konzept, gerade so aus dem staatlichen raus.

00:07:22: Ich habe selbst Lehramt an beruflichen Schulen studiert und auch das Referendariat begonnen,

00:07:27: aber nach drei Monaten aus vielen Gründen unter anderem ganz viele familiäre Gründe abgebrochen.

00:07:32: Also Referendariat und Kinder, das verträgt sich nicht so, habe ich festgestellt.

00:07:37: Und ich habe grundsätzlich viel Kritik am staatlichen Schulsystem, wie glaube ich jeder, der in den letzten zehn Jahren, mindestens in den letzten zehn Jahren studiert hat und in dieses System eingestiegen ist.

00:07:47: Was sind aus deiner Sicht die drängendsten Herausforderungen, an denen gearbeitet werden sollte?

00:07:53: Ich glaube, dass der Lehrerjob im Moment super unattraktiv ist.

00:07:57: Aus vielen Gründen, das sind die Klassengrößen, das sind die Herausforderungen, die auch das Konzept der Inklusion mit sich bringt.

00:08:05: Ich finde das ganz, ganz wichtig, dass dieses Inklusionskonzept gefahren wird.

00:08:10: Aber so wie es gefahren wird, ist es eben gar nicht umsetzbar für die Lehrer.

00:08:14: Wenn ich eine Regel-Schullehrerausbildung habe, kann ich mich gar nicht mit Autismus und ADHS und Hochbegabung und sehen und hören und so weiter auskennen.

00:08:26: Und dafür gibt es gar nicht die finanziellen Mittel, da genügend Personal in die Schulen zu geben.

00:08:31: Und ich glaube, wenn das gegeben wäre und Kinder und Schule in Deutschland so wichtig wären, wie sie es in anderen Ländern sind, dann wäre da schon mal ganz, ganz viel geschafft.

00:08:41: Das hätte Auswirkungen auf die Klassengrößen und so weiter.

00:08:44: Es ist ja gar nicht mal unbedingt so, dass größere Klassengrößen heißen, dass der Lernerfolgschwächer ist.

00:08:48: Das wissen wir aus Studien, dass das gar nicht unbedingt in einem Zusammenhang steht, aber das hat natürlich schon Auswirkungen auf die Belastung der Lehrkraft.

00:08:56: Und die Belastet da die Lehrkräfte sind, dass du schwieriger wirst, da auch gute Unterricht zu machen.

00:09:01: Und was noch viel, viel mehr in die Schulen muss, das sind professionelle Teams, finde ich, wie Sozialarbeiter, Psychologen, Erzieher, also so multiprofessionelle Teams einfach,

00:09:11: dass auch immer mehr umgesetzt wird, aber viel zu langsam und viel zu wenig.

00:09:15: Und das ist, glaube ich, das, was ich im Moment ganz, ganz schwierig sehe.

00:09:21: Und wir unterrichten auch an der Lebenswirklichkeit der Kinder vorbei in vielen Bereichen.

00:09:27: Das geht, ich glaube, das wird stärker wahrgenommen, die Eltern, die Schüler auch werden.

00:09:34: Also wenn ich jetzt an meine Schulzeit zurückdenke, habe ich neulich noch, stand ich mit meinem Partner in der Küche und habe noch,

00:09:39: wir haben überlegt, wie macht man denn jetzt nochmal einen Dreisatz?

00:09:41: Ja, das kriegen wir noch irgendwo hin.

00:09:43: Aber Integrale und Parabeln werde ich mein Leben lang nicht mehr brauchen.

00:09:47: Die Zeit hätte man für andere Sachen investieren können, zum Beispiel wirklich durchzukauen,

00:09:53: dass ich den Dreisatz im Schlaf kann als Beispiel jetzt.

00:09:56: In der Grundschule ist das noch nicht ganz so doll, so weil da die Grundlagen gelehrt werden, finde ich,

00:10:00: und das ist schon wichtig, die Rechtschreibung zu vermitteln, das kleine einmal eins zu vermitteln,

00:10:04: aber je älter wir werden, desto mehr wird das so.

00:10:06: Und diese Kapazitäten, die könnten einfach in andere Bereiche fließen.

00:10:10: In Lebenskunde, in mehr Politikunterricht, ja, das kommt ja auch immer mal wieder in den sozialen Medien,

00:10:18: der aufschreibt, mir hat keiner beigebracht, wie man eine Steuererklärung macht,

00:10:21: wäre auch in der neunten Klasse an der Lebenswirklichkeit der Schüler vorbei,

00:10:24: in der zwölften, dreizehnten Klasse ist das vielleicht nicht mehr.

00:10:27: So, da einfach Raum zu schaffen für das, was wirklich, wirklich wichtig ist für die Schülerinnen in der Zukunft.

00:10:33: Das würde ich mir sehr wünschen.

00:10:34: Ja, da sind wir ja im Prinzip bei dem 4K-Modell, was aus Amerika und der Forschung den Weg auch zu uns

00:10:40: in die Forschung und auch in die Literatur und auch in die Kultusministerkonferenz gefunden hat.

00:10:45: Also die Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts, die wir vermitteln sollen, die da wären Kommunikation, Kollaboration, Kritisches.

00:10:55: War da der Unterricht so gut?

00:10:59: Bei uns rollt was über den Flur.

00:11:01: Ich dachte, nach einem Ende des Unterrichts klappern die Schüler mit den Füßen,

00:11:06: als es so gut war.

00:11:08: Genau, so war es.

00:11:10: Der Lehrer bekommt gerade Applaus nehmen an.

00:11:13: So läuft es bei uns.

00:11:15: Es klang ein bisschen so. Standing Ovation.

00:11:18: Die Fähigkeiten Kollaboration, Kommunikation, Kritisches Denken und Kreativität.

00:11:24: Und das erlebe ich in meinem Unterricht, den ich halt auch immer noch gebe, so als so wichtig.

00:11:29: Also warum muss ich wissen, wann der 30-jährige Krieg war?

00:11:32: Das kann ich innerhalb von einer Sekunde googeln.

00:11:35: Und was bringt es mir für, wie du sagst, meine Lebensrealität?

00:11:39: Aber wie wichtig ist es denn schon in der Schule, zu lernen, mit anderen zusammenzuarbeiten?

00:11:44: Das ist nicht nur was damit zu tun hat, wen mag ich und wen mag ich nicht.

00:11:47: Das wird im Berufsleben auch nicht so sein.

00:11:49: Da muss ich auch mit Menschen zusammenarbeiten, die ich nicht mag.

00:11:52: Und ich finde es so wichtig, das kritische Denken.

00:11:54: Also Dinge zu hinterfragen, nicht alles als gegeben zu nehmen, weil es der Lehrer sagt.

00:12:00: Wie oft stelle ich fest, dass... also ich weiß auch, dass ich nicht unfehlbar bin.

00:12:05: Und Dinge, die ich vermitteln und mir jemand sagt, oh, da gibt es jetzt aber andere Forschungen.

00:12:09: Na klar, total gut möglich, dass ich da einfach nicht den aktuellsten Stand habe.

00:12:14: Erlebe ich halt auch bei Kollegen häufig, dass man dann sagen muss,

00:12:17: ah, die Sätze der Sozialversicherung sind nicht mehr aktuell.

00:12:21: Aber klar, wir sind ja als Lehrer nicht unfehlbar.

00:12:24: Und wie schlimm wäre das denn auch, finde ich?

00:12:27: Also wenn das mein Anspruch wäre, da vorne zu stehen und unfehlbar zu sein.

00:12:31: So, ich habe den Vorteil, ich unterrichte an der Berufsschule.

00:12:34: Das heißt, wie sagt mein Kollege immer, die sind 18 und dürfen im Kuli unterschreiben.

00:12:38: Das heißt, da erwarte ich das auch einfach von denen.

00:12:41: Ich habe denen gesagt, wenn ihr mit den Themen nicht einverstanden seid

00:12:44: oder ihr Dinge anders machen wollt, diskutiert das mit mir.

00:12:46: Das ist hier durchaus eine Demokratie.

00:12:48: Wenn ihr mir gut begründet, warum wir das so machen sollen, dann haben wir das.

00:12:52: Also wenn ihr mich überzeugt, überhaupt kein Thema,

00:12:54: nur weil ich hier vorne stehe und das alles schon mal gemacht habe,

00:12:57: heißt das nicht, dass ich das besser erklären kann und ist ja auch so.

00:13:01: Ich erkläre den Dreisatz und irgendwann sagt, nee, verstehe ich nicht.

00:13:04: Aber ich habe gerade letztens wieder gehabt,

00:13:06: eine Rechnung, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann,

00:13:09: aber wo irgendwann sagt, ah, ja, jetzt verstehe ich das.

00:13:12: Super, so ist mir total egal, wie ihr es rechnet.

00:13:16: Ich glaube, das ist am Ende das richtige Ergebnis.

00:13:18: Also ihr kommt, das ist halt universell anwendbar,

00:13:21: dann muss ich es nicht verstehen.

00:13:23: Ich muss nicht die 28 Methoden des Dreisatzes können,

00:13:27: so wenn jeder soll da seinen Weg finden, um damit umzugehen.

00:13:30: Und Dinge in den sozialen Medien halt auch einfach zu hinterfragen.

00:13:34: Ja.

00:13:35: Dieses hinterfragen ist so ganz sehr wichtiger Faktor geworden

00:13:37: in der heutigen Welt, finde ich.

00:13:39: Das finde ich mir das Wichtigste, weil genau wie du das gerade schon gesagt hast, Helena,

00:13:42: wir können uns wissen, jederzeit aneignen.

00:13:45: Also wir können nachschlagen, wir können recherchieren,

00:13:48: wenn ich was nicht weiß, dann Google ich das und dann habe ich eine Antwort.

00:13:52: Aber dieses kritische Denken ist so wichtig, um zu wissen,

00:13:55: ist das die Wahrheit?

00:13:57: Und auch einzuhorne die Quelle, die ich mir da gerade angucke,

00:13:59: lese ich da gerade eine Überschrift von einem großen deutschen Boulevard-Magazin

00:14:03: und bilde mir darauf in meine Meinung.

00:14:05: Oder lese ich gerade ein Zeitungsartikel, der fundiert ist,

00:14:08: wo es Quellenangaben gibt.

00:14:10: Und das ist die Antwort auf die Frage, die ich eigentlich gerade ergoogelt habe.

00:14:13: Das kann ich aber nur, wenn ich verstehe, wie funktioniert reflektieren und Recherche.

00:14:18: Und das ist ja genau dieses kritische Denken.

00:14:20: Das halte ich auch für unglaublich wichtig.

00:14:22: Und wie würdest du sagen, bringt ihr das in den Schulalltag ein,

00:14:24: dass die Kinder Kritisches Denken lernen?

00:14:26: In der Grundschule eben auch schon, was ich früh finde.

00:14:29: Erstmal dadurch, dass sich die Lehrerrolle ganz stark geändert hat,

00:14:32: in dieses "Ich stehe vorne und bin unfehlbar", das gibt es nicht mehr.

00:14:37: Es gibt natürlich Momente, wo die Lehrer recht haben,

00:14:39: aufgrund der Lebenserfahrung, das ist bei Eltern auf so.

00:14:42: Aber alleine schon die Tatsache, dass sich heute auch Lehrer entschuldigen,

00:14:47: wenn sie was falsch gemacht haben.

00:14:49: Ich bin da ein paar Radebeispiele für, finde ich persönlich jetzt.

00:14:52: Wenn ich was falsch mache, was falsch erkläre,

00:14:54: dann entschuldige ich mich bei den Kindern.

00:14:56: Wenn ich mal laut werde, was auch passiert, weil ich menschlich bin,

00:14:59: sage ich, du, das lag auch nicht an dir, ich war gestresst.

00:15:01: Das alleine schon, möglich den Kindern ja auch zu sehen,

00:15:05: es ist okay, Fehler zu machen, es ist okay, darüber nachzudenken

00:15:08: und es ist okay, das einzugestehen.

00:15:10: Und an sich ist es am Ende schön,

00:15:12: weil ich komme damit ja viel weiter, ich baue damit Vertrauen auf,

00:15:14: ich schaff damit eine Bindung.

00:15:16: Und dann haben wir natürlich bei unserer Schule tolle Instrumente

00:15:19: wie den Morgenkreis, den Abschlusskreis,

00:15:21: wir haben den Anspruch, was in den meisten Fällen klappt,

00:15:24: manchmal natürlich auch nicht, Kinder sind auch verschieden

00:15:26: und die lernen ja auch erst, die Kinder nach Hause zu entlassen,

00:15:30: mit dem Gedanken, ich komme morgen gerne wieder,

00:15:33: weil meine Probleme, meine Sorgen vom heutigen Tage geklärt sind.

00:15:38: Wie gesagt, Kinder lernen noch nicht alle schaffen,

00:15:40: dass in der ersten Klasse sich den Lehrer ananzuvertrauen,

00:15:42: das ist auch ein Prozess, aber das ist der Anspruch, den wir haben.

00:15:45: Und im Klassenrat eben genauso, mir passt was nicht,

00:15:48: ein Kind nimmt mir regelmäßig die Stifte weg,

00:15:50: ich habe das Recht, mich darüber zu beschweren,

00:15:54: ich habe das Recht, das zu beklagen.

00:15:56: Ich kann aber auch einbestehen und zugestehen,

00:15:58: jetzt hat das Kind das eine Woche nicht gemacht, das ist super.

00:16:01: Und auch, dass die Kinder lernen,

00:16:03: dass für manche Kinder andere Regeln gelten,

00:16:06: als für einen selbst, weil ein Kind zum Beispiel noch nicht so weit ist,

00:16:10: da ist es super, dass es das schafft, 10 Minuten am Platz zu sitzen

00:16:13: und andere Kinder bekommen in der zweiten Klasse dafür kein Lob mehr.

00:16:16: Die konnten das schon, das ist für die gar keine Herausforderung mehr,

00:16:19: das ist selbstverständlich.

00:16:21: Und das ist einfach bei uns, glaube ich, ganz stark in den Alltag eingebettet

00:16:25: und ich möchte nochmal betonen, dass das natürlich nicht immer klappt,

00:16:29: aber darüber nachzudenken und den Anspruch zu haben

00:16:32: und sich im Kollegium auch immer wieder daran zu erinnern.

00:16:34: Ich glaube, dass das ganz viel dafür sorgt, dass dieses kritische Denken

00:16:38: auch nebenbei ganz viel von den Kindern mitbekommen wird

00:16:42: und dann auch aufgenommen und weitergetragen wird.

00:16:45: Es ist ja so, dass ihr den Morgenkreis, den Abschlusskreis immer habt in der Grundschule,

00:16:49: ihr habt jeden Tag Sportunterricht,

00:16:51: ihr habt Unterrichtsfecher wie Aufräumen, Plaschip heißt das.

00:16:55: Wie stehst du zu diesen verlängerten Schulzeiten,

00:16:59: die ja der Grundschule einer staatlichen Schule nicht mehr entsprechen,

00:17:02: die sind ja deutlich länger, haben dafür aber eben Unterrichtsfecher,

00:17:05: die meinetwegen sinnvoll sein können.

00:17:07: Was würdest du sagen, ist das bedeutet das für ein Kind,

00:17:09: was bedeutet das für die Familie?

00:17:11: Also uns muss klar sein, dass Kinder in jeder Schule, egal wie kurzulang,

00:17:15: die es den ganzen Tag eigentlich nur korporieren.

00:17:17: Also so ein Schultag ist für ein Kind anstrengend,

00:17:19: egal ob der um 12.30 Uhr endet oder um 15 Uhr.

00:17:22: Jetzt ist es natürlich so, dass so ein Schultag bei uns,

00:17:25: der bis 15 Uhr geht, nochmal mehr Kooperation von den Schülerinnen erfordert.

00:17:29: Und Kooperation meint ja alles, beim Klingeln reinzugehen,

00:17:33: sich auf den Platz zu setzen, sich zu melden, nur zu essen,

00:17:36: wenn Essenszeit ist und so weiter,

00:17:38: das sind ja alles Kooperationsmomente.

00:17:40: Aber wir entlasten auch dadurch,

00:17:42: dass wir zum Beispiel keine Hausaufgaben aufgeben,

00:17:44: weil wir haben Lernzeiten, die betreut sind.

00:17:46: Und das entlastet das Elternhaus, je nachdem,

00:17:49: wie auch das Kind drauf ist und auch wie die Eltern aufgestellt sind,

00:17:52: natürlich enorm unter Umständen.

00:17:54: Einige Kinder möchten trotzdem noch zu Hause arbeiten,

00:17:56: das dürfen die auch.

00:17:57: Manchmal ist es auch nötig, dass noch was nachgearbeitet wird,

00:17:59: aber so grundsätzlich.

00:18:01: Wir haben auch eine ganz lange Mittagspause.

00:18:03: Es ist jetzt auch nicht so, dass die Kinder bei uns den ganzen Tag

00:18:05: am Tisch sitzen und sich die Beine nicht vertreten können.

00:18:09: Und diese eine Stunde Sport am Tag, die spielt da ja auch mit rein.

00:18:13: Das ist vielleicht eine Stunde Bewegung,

00:18:15: die die Kinder zu Hause gar nicht hätten.

00:18:17: Weil dann kommen die Eltern um 15 Uhr von der Arbeit,

00:18:19: vorher saß das Kind vor dem Fernseher, jetzt Worst Case-Szenario.

00:18:23: Dann gibt es auch schon Armboote und dann geht es ins Bett.

00:18:26: Also es hat durchaus Vorteile, dass wir hier das ermöglichen,

00:18:30: was man ja sagt, was für Kinder auch gesund ist, die Bewegung,

00:18:32: die Froschellof, viel Sportnarrichter und es findet auch draußen statt.

00:18:35: Die Pause grundsätzlich auch bei Nieselregen,

00:18:38: wenn es jetzt nicht gerade stürmt und glatteis ist und hagelt und sonst was.

00:18:42: Dass wir da schon viele Möglichkeiten für die Kinder schaffen,

00:18:46: die wichtig sind, auch für deren Entwicklung.

00:18:49: Es ist dabei ja bei vielen staatlichen Schulen auch so.

00:18:51: Also die Schule, die jetzt gerade bei uns, die bei uns an der Nähe ist,

00:18:54: ist auch eine offene Ganztagsschule bis 16 Uhr sogar.

00:18:58: Auch mit langer Mittagspause und dann manchmal nachmittags,

00:19:01: also zwei Tage nachmittags nochmal Unterricht.

00:19:04: Und zwei Tage gibt es auch Yoga, Kochen und so, also auch so Programme.

00:19:09: Also nicht jede staatliche Schule endet um 12 oder 12.30 Uhr.

00:19:12: Nein, genau, das ist ja auch nicht.

00:19:14: Ja, ich glaube auch, ich meine, es gibt Studien darüber,

00:19:17: dass wir gerade in Bewegung ja auch viel lernen.

00:19:20: Also es ist ganz spannend, ich habe für meinen Abi ganz viel im Fitnessstudio

00:19:24: auf den Fahrrädern gelernt und auch nachher für das Studium.

00:19:27: Und fand das immer super, es hat mir total geholfen.

00:19:29: Und irgendwann habe ich dieses Studio gefunden und dachte, also ich wusste das schon.

00:19:33: Also ja, in Bewegung auch Dinge zu lernen und zu festigen.

00:19:39: Und das ist ja sehr kindlich.

00:19:43: Also ich meine, unsere Kinder kommen aus der Kita, wo sie spielen,

00:19:46: wo sie viel lernen, wo sie entdecken lernen,

00:19:49: wo sie anfangen sich mit Dingen zu beschäftigen und ein Interesse daran haben,

00:19:52: warum bewegt sich der Regenwurm so.

00:19:55: Und dann setzen wir sie in die staatliche Schule und sagen so,

00:19:57: 45 Minuten schreiben, 45 Minuten rechnen, 45 Minuten Englisch.

00:20:03: Also ja, das ist eine der Kritik, dass quasi dieses Verbundene lernen,

00:20:08: wie wir es ja wirklich lernen, rein menschlich so auseinandergerissen wird.

00:20:14: Und das ist ja an sich, ist das ja schön, dass grundsätzlich da immer

00:20:18: ein immer größeres Verständnis schon auch sich entwickelt,

00:20:24: auch bei den Lehrkräften und auch bei älteren Lehrern, die dann auch sagen,

00:20:27: okay, bei uns an der Schule, wir haben ganz viel mit Brain Breaks gearbeitet,

00:20:30: haben da auch eine schulinterne Fortbildung zugemacht,

00:20:32: weil uns eben wichtig war, dass jeder Methode an der Hand hat zu sagen,

00:20:35: oh, die ganze Klasse, die sind ja gerade ganz hoch gepusht.

00:20:38: Wie kriege ich den jetzt wieder runter?

00:20:40: Und das ist ja nicht indem ich mache, pst, pst, jetzt seid mal leise, pst.

00:20:43: Sondern das ist, indem ich dir die Möglichkeit gebe, sich kurz zu bewegen

00:20:46: oder kurz zu entspannen oder kurz mal an die frische Luft zu gehen

00:20:50: und da dann auch einfach so ein, ja, das Verständnis dafür,

00:20:54: bei den Lehrern zu wecken und zu sagen, dann machst du das.

00:20:56: Weil diese 10 Minuten, die du für diese Brain Break verlierst

00:20:59: oder für das Rausgehen, die gewinnst du ja hinten raus wieder.

00:21:02: Und ich finde es eigentlich ganz schön, dass das mittlerweile Konsens ist

00:21:05: und natürlich auch über unsere schulichen Naus,

00:21:07: ja, da einfach auch nochmal Räume öffnet,

00:21:11: weil natürlich so ein Klassenraum, muss man ja auch sagen,

00:21:14: wenn ich jetzt sage, das Kind soll, die Kinder sollen das einmal eins lernen

00:21:17: und dann würde ich das so machen, einmal eins ist eins, einmal zwei,

00:21:22: dabei durch den Raum gehen und mir das so immer wieder aufsagen,

00:21:25: so lerne ich, so habe ich Vokabeln gelernt, so habe ich für meinen Staatsexamen gelernt.

00:21:28: Aber das können 20 Kinder in einem 40 Quadratmeter Klassenraum ja nicht.

00:21:33: Also das geht, aber das ist der Lautstärkepegel zu hoch, da rembelt man sich an.

00:21:37: Das heißt, man muss irgendwo anders gucken, wo man das einbringt.

00:21:40: Ja, oder wo man es verbinden kann, wo man das vielleicht mit dem Sport verbindet.

00:21:45: Oder sagt, hey, wir gehen jetzt mal raus, wir machen Spaziergänge

00:21:48: und ja, auch visuell Dinge zu festigen.

00:21:53: So, das habe ich mal, wir haben auch mal in Großbostel gewohnt,

00:21:57: da habe ich auf dem Spielplatz, glaube ich, irgendwann mal, ich würde vermuten,

00:22:00: dass es die Vorschule war, zumindest mit zwei oder drei Chinesinnen,

00:22:04: wo die Kinder gespielt haben und dann spielerisch die Worte

00:22:07: für die einzelnen Spielgeräte auf chinesisch gelernt haben.

00:22:10: Das fand ich ein wunschtes, super schönes Beispiel für dieses verbundene Lernen.

00:22:14: Ja, also ich glaube, so kriegen wir unsere Kinder ganz gut vorbereitet

00:22:19: auf die Bedürfnisse, auf das, was sie so im 21. Jahrhundert erwartet.

00:22:24: Hast du noch andere Fähigkeiten oder Kompetenzen, von denen du sagst,

00:22:27: dass unsere Kinder sie unbedingt lernen sollten?

00:22:29: Ich glaube, dass im Blick jetzt auch auf die Zukunft,

00:22:34: die ja, würde ich sagen, im Moment relativ ungewiss ist,

00:22:37: jetzt, wenn man sich die Politik anguckt, wenn man sich das Klima anguckt,

00:22:40: ist diese Reflektion schon eine der grundlegenden Fähigkeiten,

00:22:44: die sie auf jeden Fall haben.

00:22:45: Dann kommen natürlich die digitalen Fähigkeiten zu,

00:22:47: wo das auch immer so ein bisschen mit rein spielt.

00:22:49: Selbstvertrauen, Toleranz, ich glaube, Toleranz ist im Moment auch etwas,

00:22:54: was ganz, ganz wichtig ist.

00:22:56: Und die Selbstvernehmung auch und Resilienz.

00:23:00: Ich glaube, dass Resilienz bei den Kindern nicht so unterschätzen ist.

00:23:05: Den wird, glaube ich, in der Zukunft noch einiges abverlangt werden,

00:23:08: was wir uns jetzt noch gar nicht ausmalen können.

00:23:11: Und dass sie da irgendwie so einen Rückgrat aufbauen

00:23:14: und so eine Selbstvernehmung für sich schaffen,

00:23:19: das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig.

00:23:21: Wie bringt mein Kinder Resilienz bei?

00:23:23: Ich weiß es nicht.

00:23:24: Ja, das ist gut, das ist eine gute Antwort.

00:23:26: Ich glaube, ich glaube,

00:23:28: das ist ja auch ein relativ neues Wort.

00:23:30: Ja, Widerstandsfähigkeit, vielleicht könnte man vielleicht sagen.

00:23:33: Genau, Widerstandsfähigkeit.

00:23:35: Und ich glaube auch, dass das ganz viel mit dem Elternhaus zu tun hat.

00:23:38: Die Schule kann immer so einen Beitrag leisten.

00:23:41: Man kann sich jetzt zum Beispiel mal das Thema Bewertungen angucken.

00:23:44: Schule muss in irgendeiner Form bewerten.

00:23:48: Das gibt das System so vor.

00:23:50: Aber wie gehe ich mit diesen Bewertungen um?

00:23:52: Und wie ist es für mich als Lehrer,

00:23:56: wenn ich, wir haben hier keine Schulnoten,

00:23:58: aber um das für die Leute irgendwie verständlicher zu machen,

00:24:00: wenn ich eine Drei verteile?

00:24:02: Das macht mit manchen Schülern schon ganz viel.

00:24:04: Diesen Ambod zerstört eine Drei- ist schon Weltuntergang.

00:24:07: Aber wie gehe ich damit als Lehrerin um?

00:24:09: Und wie erkläre ich, was eine Drei eigentlich bedeutet?

00:24:12: Oder auch die Übergangsempfehlungen?

00:24:15: Ja, das gibt Schülerinnen, die kommen bei mir in die erste Klasse.

00:24:18: Mit der Erwartung, sie müssen eine Gymnasialempfehlung bekommen.

00:24:21: Und das müssen sie nicht.

00:24:23: Und ich komme dann immer mit meinem Beispiel und sage,

00:24:25: ich bin nach der Grundschule aufs Gymnasium.

00:24:27: Ich habe eine Eins in der Grundschule gehabt in Englisch.

00:24:29: Und hatte dann plötzlich eine Fünf.

00:24:31: Und ich bin trotzdem Englisch-Lehrerin geworden.

00:24:33: Und das irgendwie auch wieder vorzuleben und ein Vorbild zu sein.

00:24:37: Ich glaube, das können wir machen.

00:24:39: Wir können, ganz, ganz wichtig ist, die Gefühle der Schüler zuzulassen.

00:24:43: Ja, zu sagen, du bist gerade traurig.

00:24:45: Du darfst traurig sein, natürlich darfst du traurig sein.

00:24:47: Und das nicht abzusprechen, wie das ja vor Generationen auch noch der Fall war.

00:24:51: Ich glaube, das ist ganz wichtig.

00:24:53: Wir hatten in der Schule ganz viele Diskussionen.

00:24:56: Wenn Kinder sich was geklemmt haben, ob wir da Kühlkissen rausgehen oder nicht,

00:24:59: weil das ja auch eigentlich so ein Placebo ist so häufig.

00:25:01: Aber wenn das in dem Moment das ist, was das Kind tröstet und zeigt,

00:25:05: es wird ernst genommen, ich habe mir gerade den Finger eingeklemmt

00:25:07: und die sagen, ach komm, es ist nicht so schlimm, geht morgen wieder vorbei,

00:25:10: dann ist das ein valides Mittel, um zu zeigen, ich sehe deine Verletzung.

00:25:14: Und das Kind wird wahrscheinlich nach einer halben Stunde feststellen,

00:25:16: okay, ist wirklich...

00:25:17: 2-3 Minuten.

00:25:18: Ja, genau.

00:25:20: Dieses Ernstnehmen und dieses Wahrnehmen oder auch Ernstnehmen der Bedürfnisse der Kinder,

00:25:25: der Gefühle und für uns als Erwachsene mag das komisch wirken.

00:25:28: Wenn ein Kind jetzt das Bedürfnis hat, da aus dem Fenster zu gucken und zu träumen,

00:25:33: das ist was heißt komisch, wir wollen das als Lehrer natürlich nicht,

00:25:36: wir wollen, dass die Aufmerksamkeit bei uns bleibt.

00:25:38: Aber dann das vielleicht auch einfach mal 2 Minuten zuzulassen und zu erkennen,

00:25:41: das Kind weiß gerade ganz genau, dass es eine kurze Pause braucht.

00:25:45: Ja.

00:25:46: So, da geht es vielleicht los und da ist aber noch nicht das Ende.

00:25:49: Das kennen wir ja doch von uns selbst auch, oder?

00:25:51: Also ich kenne das auch in langen Meetings, dass ich mal kurz mit den Gedanken abschweife

00:25:55: und dann weggehe, oh, jetzt habe ich gar nicht zugehört.

00:25:58: Also das ist doch...

00:25:59: Kinder sind ja auch keine kleinen Roboter, die haben doch noch viel mehr solche Bedürfnisse,

00:26:04: sich dann auch mal zu bewegen oder, ja, wie du sagst, traurig sein zu dürfen

00:26:08: oder wütend sein zu dürfen.

00:26:09: Oder eine Blume auf den Rand des Heftes zu malen, was bei mir immer der Fall war.

00:26:14: Ich meine, die Hefte waren wunderschön verziert immer.

00:26:16: Fanden die Lehrer damals noch doof, aber ich merke jetzt bei meiner Tochter,

00:26:20: das ist was anderes.

00:26:21: Ich glaube, dass die Gesellschaft von Kindern viele Dinge erwartet,

00:26:24: die von Erwachsenen nicht erwartet werden.

00:26:26: Wenn ich jetzt überlege, eine Meeting oder eine Fortbildung,

00:26:29: wenn ich auf Toilette muss, dann stehe ich auf und gehe auf Toilette.

00:26:31: So, ich verstehe, es ist richtig, auch Schülerinnen beizubringen,

00:26:36: zu gucken, passt das jetzt gerade, verpasst ich vielleicht was Wichtiges,

00:26:40: wenn ich jetzt den Raum verlasse.

00:26:41: Aber es würde mir doch nicht im Traum einfallen, da so lange zu sitzen

00:26:47: und zu bitten und hin und her zu wackeln, bis ich es wirklich,

00:26:50: wirklich nicht mehr aushalte.

00:26:51: Und dann verlasse ich doch den Raum und gehe.

00:26:53: Und das zieht sich ja gesellschaftlich durch die ganze Gesellschaft.

00:26:56: Wir erwarten ganz viel dieses Bitte, Dankgesagen, Teilen,

00:26:59: so auch umahmen oder auch Familienangehörigen irgendwie ein Kuss zu geben,

00:27:04: obwohl das Kind das vielleicht gar nicht möchte und das unangenehm findet.

00:27:07: Da wird ganz, ganz viel erwartet.

00:27:08: Da würden wir bei Erwachsenen sagen, das ist ja übergriffig.

00:27:11: Ich küss doch hier nicht den Onkel Herbert von meiner Freundin,

00:27:14: nur weil die das jetzt gerade möchte.

00:27:16: So und am besten auf den Mund oder so, ich dachte in Gesundheit.

00:27:18: Ja, und da auch wieder Vorleben, Vorleben, Vorleben und zu sagen,

00:27:21: ich darf hier auch eine Grenze setzen.

00:27:23: Das ist ja auch ein ganz wichtiger Teil von der Resilienz,

00:27:25: zu sagen, hier ist meine Grenze und ich küss dich jetzt nicht.

00:27:29: So.

00:27:30: Ja, klar.

00:27:31: Ja, und auch Selbstwirksamkeit, also ja Selbstwirksamkeit ist es ja zu sagen,

00:27:36: ich entscheide oder ich darf entscheiden, wann ich auf Toilette gehe.

00:27:39: Ich darf entscheiden, wenn ich jetzt Durst habe,

00:27:41: dann darf ich einen Schluck aus meiner Trinkflasche trinken

00:27:43: und nicht nur fremdbestimmt zu werden, was wir ja früher mit Kindern gemacht haben.

00:27:46: Die hatten da zu sein und sie hatten ruhig zu sein,

00:27:49: aber eigene Bedürfnisse doch bitte auf keinen Fall.

00:27:51: Und dazu sagen, na klar, dass du aussuchen, dass du jetzt auf Toilette musst

00:27:55: und dass du jetzt einen Schluck zu trinken brauchst

00:27:58: oder welche Schuhe du heute anziehst.

00:28:01: So, ich sag dir, es ist zu kalt draußen, aber probier's aus.

00:28:05: Ja, ich find's total valide auch im Unterricht dann zu sagen,

00:28:08: um mal in fünf Minuten das Pause hältst du es noch aus, ja oder nein.

00:28:11: Also nochmal rückspiegeln und das Kind dann auch nochmal zu fragen

00:28:14: und dann auch wieder kritisches Denken reflektieren.

00:28:17: Halt ich's vielleicht wirklich aus, vielleicht brauch ich auch einfach eine Pause.

00:28:20: Ich möchte deshalb auf die Toilette, oft schaffen die Kinder das dann auch noch.

00:28:23: Das finde ich zum Beispiel auch total legitim.

00:28:25: Also das aber zu verwehren, das wäre der falsche Weg.

00:28:28: Ja, das stimmt.

00:28:30: Da kann man ganz gut die Frage, die mir auch noch aufgeschrieben haben mit Rheinredchen.

00:28:33: Und zwar hast du gesagt, du bist in Berlin sechs Jahre zur Grundschule gegangen.

00:28:37: Und das heißt ja im Prinzip, dass du sechs Jahre Grundschüler sein durftest,

00:28:41: wo ich jetzt schon in der fünften Klasse keiner mehr war,

00:28:44: sondern schon großer Schüler.

00:28:46: Das bedeutet natürlich auch ein gewisser Status,

00:28:48: aber andererseits auch viele neue Regeln, viel länger sitzen, viel stiller sitzen.

00:28:52: Da würde mich deine Meinung zu interessieren.

00:28:54: Das hattest du am Anfang auch angedeutet.

00:28:56: Genau. Also ich finde es sehr fraglich, ob man Schüler wirklich so früh in bestimmte Systeme prägen kann.

00:29:02: In Hamburg ist es ja schon nochmal besser, weil es quasi nur noch

00:29:07: Gymnasium und Stadtheilschule gibt.

00:29:09: Das ist in anderen Bundesländern ja noch anders mit Hauptschule, Realschule,

00:29:12: Gymnasium und Gemeinschaftsschule, Gesamtschule,

00:29:15: wie auch immer das dann in dem jeweiligen Bundesland heißt.

00:29:18: Sehe ich eher schwierig, weil ich glaube, dass Kinder ganz gut von und miteinander lernen

00:29:24: und so eine frühe Trennung einfach überhaupt nicht nötig ist.

00:29:28: Ich habe ja letztendlich auch mein Abi auf einer Gesamtschule gemacht

00:29:32: und ich bin auch ziemlich sicher, dass ich das auch im Nasium nicht...

00:29:35: geschafft hätte oder mit sehr viel mehr Kampf, sag ich mal. Und mir hat das, mir ist das absolut

00:29:45: gut bekommen, weil ich hatte die Möglichkeit in einigen Bereichen sehr gut zu sein, hervorzustechen,

00:29:51: in anderen Bereichen war ich vielleicht nicht so gut und bin nicht so hervorgestochen. Und auch

00:29:57: dieses Miteinander, wenn Kinder sich vier Jahre lang gefunden haben, dann ist da eine Gruppe

00:30:03: entstanden, die in Phasen mal besser, mal weniger gut miteinander funktioniert. Aber das dann

00:30:10: aufzusplitten bedeutet auch Trennung. Und Trennung in der Kindheit ist immer irgendwie so ein Thema,

00:30:16: finde ich. Das ist aus meiner Sicht nicht unbedingt nötig. Und es gibt wieder, es gibt Schüler,

00:30:24: die stecken das wunderbar weg und für einige Schüler ist das auch vielleicht der richtige

00:30:27: Zeitpunkt. Die Möglichkeit gibt es in Berlin übrigens, oder gab es früher, man konnte nach der

00:30:31: vierten Klasse aufs Gymnasium wechseln, habe ich nicht gemacht. Für einige ist das der richtige Weg,

00:30:38: aber einige, einigen würden diese zwei Jahre einfach noch wahnsinnig gut tun. Und in Hamburg gibt

00:30:44: es ja diese Beobachtungsstufe dann. Das soll ja so was sein, nochmal zwei Jahre geben, ist aber

00:30:49: natürlich, wenn man da eine andere Schule kommt, wo man plötzlich wieder die Jüngsten ist, sich

00:30:53: komplett neu einfinden muss, neue Lehrer, neue Schüler kennenlernen muss, ist dann natürlich auch die

00:30:57: Frage, wie viel von diesen zwei Jahren gehen jetzt überhaupt noch überhaupt schon darauf,

00:31:01: nur mich zu orientieren und zu finden. Das ist, finde ich jetzt auch nochmal eine Frage.

00:31:06: Ich finde, das heißt auch nur auf dem Papier so. So aus meiner Erfahrung, ich komme aus NRW,

00:31:12: war es auch nach der vierten Klasse aufs Gymnasium. Da hieß es dann Orientierungs- oder

00:31:17: Beobachtungsstufe. In der Zeit konnte man ja nicht sitzen bleiben bei uns zumindest. Aber wie viel

00:31:22: danach vom Gymnasium runter mussten? Wir waren dreifünftes, sechste Klassen und danach hat man

00:31:27: uns auf zwei zusammengelegt, weil es halt einfach viele nicht geschafft haben. Und dann ist es ja

00:31:32: also noch eine höhere Frustration. Ich muss die Schule wechseln, weil ich bin nicht gut genug.

00:31:36: Was hat denn das mit Beobachtung zu tun? Das hat nur was mit Bewertung zu tun. Also andersrum war es

00:31:42: nicht. Es war keine Phonorealschule, der dann aufs Gymnasium kam. Ja, das System ist häufig auch

00:31:47: nur in eine Richtung durchlässig. Also von oben nach unten, von unten nach oben ist dann zur

00:31:52: Oberschufe passiert das natürlich, dass wenn jemand einen sehr guten mittleren Schulabschluss hat,

00:31:55: dann doch um die Oberschufe besucht und das Abitur macht. Aber das passiert so von Klasse 5 bis 10

00:32:01: passiert das sehr, sehr selten, dass da jemand nach oben wechselt innerhalb des Systems. Und

00:32:06: wie viel Leistungsdruck da von den Eltern kommt? Ich hatte damals in Frankfurt bei der Bahn noch

00:32:11: einen Kollegen, da ist das Kind gerade geboren und da ging es schon darum, was das Kind macht,

00:32:14: wenn es studiert oder wenn es das Abi gemacht hat. Und ich denke mir, wie schlimm. Also vielleicht

00:32:20: will deine Tochter, die gerade in die Windel gemacht hat, überhaupt kein Abi machen. Wieso

00:32:24: willst du denn jetzt da schon ein Weg vorzeichnen? Also lasst doch das Kind sein und dann selbst

00:32:30: entscheiden. Ja, ich glaube auch, dass es gibt wahnsinnig viele Möglichkeiten auch auf einem

00:32:35: zweiten oder dritten Bildungsweg dann vielleicht doch das Abitur zu machen oder zu studieren,

00:32:38: wenn das dann das Richtige ist und der Zeitpunkt gekommen ist für das Kind oder dann auch nicht

00:32:42: mehr Kind. Ich habe das oft in Anmeldegesprächen für die Vorschule oder erste Klasse, dass die

00:32:47: Eltern sich sehr flüss Gymnasium interessieren und dann wichtig ist, ob das Kind hier bleiben kann

00:32:51: und wie das dann weitergeht mit dem Digitalen. Ich sage, das sind jetzt noch sieben Jahre, also ihr

00:32:56: könnt es jetzt vier geworden. Daran, ob wie hier die Abschlussprüfungen laufen, das braucht sie

00:33:01: jetzt in dem, zu dem Zeitpunkt überhaupt gar nicht interessieren. Und wenn ich Kinder in der Klasse

00:33:06: sitzen habe und die mir dann sagen, ich muss Abitur machen, weil ich sonst nur, nur, finde ich für

00:33:11: Boreaufer auch immer schwierig, das oder das oder das werden kann, dann sitze ich daran, sage so,

00:33:15: das kommt von zu Hause. - Wie schlimm. - Das hat sich nicht das Kind überlegt. - Nur. - Ja, das ist

00:33:21: tatsächlich sehr traurig ist aber auch das, was ich wahrnehme, meine Tochter ist in der zweiten

00:33:25: Klasse und ich finde die Eltern so streng. Ich höre von, mein Kind hat eine Drei und darf dann die

00:33:31: ganze Woche keine Medien, mein Kind muss eine Eins bekommen, nur dann darf es am Wochenende

00:33:36: dies und das. Puh, das ist ja ein Leistungsdruck in der zweiten Klasse. - Und wenn wir uns mal angucken,

00:33:42: ich bin ja Mama geworden von einem Jahr, wie natürlich Kinder in diesem Zeitraum lernen,

00:33:47: das würde ja keiner auf die Idee kommen zu mir zu sagen, dein Kind ist 12 Monate alt und läuft

00:33:52: noch nicht, boah, da musst du es mal bestrafen. Also auf die Idee kommt keiner, er wird ja laufen zu

00:33:58: einem gewissen Zeitpunkt und später, wenn er fünf oder sechs ist, interessiert das keinen Mensch mehr,

00:34:03: ob damit acht Monaten gelaufen ist mit 12 Monaten oder mit anderthalb Jahren und so lernen ja Kinder,

00:34:08: die Eltern sind eigentlich auch noch, die lernen zu ihrem Zeitpunkt und das System, das Schulsystem,

00:34:14: das hat Grenzen, wir sind da irgendwie schon darauf, wir müssen irgendwie Kompetenzen bewerten

00:34:21: zu einem gewissen Zeitpunkt, aber dann ist doch immer noch die Frage, wie gehe ich mit dieser

00:34:24: Bewertung um und wie lebe ich auch hier wieder vor? Guck mal jetzt, das mit Deutschen, es hat

00:34:30: noch nicht so gut geklappt, aber wie toll du schon Mathe kannst, da bist du ja viel, viel weiter als

00:34:33: die anderen und wenn die Eltern das auch sehen könnten, das wäre richtig schön, glaube ich,

00:34:38: wenn das anzuerkennen, was die geschafft haben. Da wären wir bei Resilienz. Ja, bei Resilienz

00:34:43: genau, oder auch bei uns gibt es so viele Sprachen, die die Kinder lernen, ja, Deutsch,

00:34:46: Englisch und Chinesisch ab der Vorschule und Englisch in der zweiten Klasse sprechen die

00:34:51: besser Englisch als die meisten erwachsenen Eltern, die wir hier haben, dass die dafür dann

00:34:55: langsamer im Rechtschreiblerrenprozess der deutschen Sprache sind, das ist nur natürlich und das

00:35:01: erzähle ich auch immer wieder, aber weil die Eltern das anders im Kopf haben aus der eigenen

00:35:05: Kindheit oder bei den Nachbarn sehen die auf einer ganz anderen Schule sind, kommt das gar nicht an

00:35:08: und das ist, das ist wahnsinnig schade. Ich finde, also findest du nicht, dass die gesellschaftlichen

00:35:15: Konventionen da schon so sind? Also hast du noch nicht gehört, das Kind läuft noch nicht mit eins,

00:35:19: wie ach das ist aber mein, also meins ist mit neun Monaten gelaufen. Doch, ich höre das. Genau,

00:35:24: aber der Zukunft wird kein Kind, wird es nicht mehr interessant sein, ob mein Kind in neun Monaten

00:35:30: gelaufen ist, wenn wir mit zwölf sind. Aber jetzt in der, in der Bubble, in der ich mich bewege mit

00:35:34: gleichaltrigen Müttern ist das schon ein Wettbewerb. Auf jeden Fall. Ich kann da immer einen Schritt

00:35:38: zurückgehen, oder ich versuche einen Schritt zurückzugehen und zu sagen, okay aus meiner Erfahrung

00:35:41: weiß ich das, aber als er sich lange nicht umgedreht hat, da war ich auch so, sollte er sich jetzt

00:35:48: vielleicht mal langsam umdrehen können, aber ich habe halt darauf vertraut, ich wusste irgendwann

00:35:52: wird er sich umdrehen. Das ist ja, das ist ja ganz logisch und irgendwann wird das Kind schreiben

00:35:56: können und irgendwann wird das Kind das einmal eins können. Das kommt alles. Ja und wie da

00:36:01: lernen wir doch auch, also ich erinnere das Buch, oh je, ich wachse, wo immer drin steht, vielleicht

00:36:06: könnt ihr Kind jetzt das schon und bei 99 Prozent der Buchstelle dachte ich im Leben nicht. Ja und

00:36:11: das war bei diesen Büchern immer so, also alle Sachen waren zu früh angem. Aber wo immer drin stand,

00:36:16: aber ihr Kind sucht sich einen Bereich, in dem es halt gut ist und dann ist es vielleicht im

00:36:20: Schreiben total gut, aber liest nicht so gerne, das wäre ungewöhnlich. Gibt es? Echt schreiben

00:36:25: gut und lesen nicht? Ja, ja total. Lina hat immer angefangen zu schreiben, die konnte auch schon

00:36:30: schreiben, aber die konnte überhaupt nicht gut lesen. Die hat auch total falsch geschrieben und

00:36:34: deshalb konnte sie vielleicht auch nicht lesen, aber die konnte schon vor der Schule schreiben,

00:36:37: aber die mochte lesen bis jetzt nicht. Jetzt hat sie gerade angefangen zu lesen in der zweiten und

00:36:41: geschrieben hat die schon immer gut. Die schreibt schon ganze Geschichten in so selbst gemalte Bücher

00:36:45: und so, aber die mochte lesen gar nicht. Das gibt es. Ja verrückt. Was sind die zwei größten

00:36:50: Vorurteile hinsichtlich Privatschulen, die du immer wieder hörst und die du gerne mal auch

00:36:54: räumen möchtest? Das hauptsächlich im Vorteil ist, dass Privatschulen oft mit so einer Elite

00:36:59: oder Schule für Reiche verknüpft werden und das sind wir nicht und ich weiß, dass es auch andere

00:37:05: Privatschulen in Deutschland gibt, die das nicht sind, um das mal ins Verhältnis zu setzen. Bei

00:37:11: uns ist das Schulzeit 200 Euro im Monat. Für die Tagesmutter allein bezahl ich 350. Also um das

00:37:17: mal ins Verhältnis zu setzen, die Betreuung von einem kleinen Kind ist teurer als das Kind

00:37:23: auf eine Privatschule zu schicken. Das finde ich immer ganz, ganz wichtig und auch viele Eltern,

00:37:29: die kommen dann immer in Fragen nach einem Aufnahmetest und dann bin ich auch immer so ein

00:37:33: bisschen so, nee, wir sind schon bewusst eine Schule für alle. Besonders jetzt in der Grundschule

00:37:38: an dem Nasen muss man noch mal ein bisschen nach der Leistung gucken. Das gibt es bei uns nicht.

00:37:44: Und ich glaube, da ist das viel aus dem Medien geprägt, vielleicht auch aus so amerikanischen

00:37:49: oder englischen Serien, wo Privatschulen dann auch immer in so antiken Gebäuden sind. So ist

00:37:55: das ja bei Deutschland nicht. Und ein anderes Vorteil, das begegnet mir vielleicht jetzt mehr als zum

00:38:02: Beispiel Eltern, ist, dass ich bei Fortbildungen oder auch wenn ich auf Menschen treffe, die so

00:38:09: auch Lehrer sind, die haben immer den Eindruck, dass wir schlechter ausgebildet sind und deshalb

00:38:14: eine Privatschule gehen, weil wir es an einer staatlichen Schule nicht geschafft haben und das

00:38:18: ist auch absoluter Quatsch. Also ich habe zweite Staatsexamen und wir haben viele internationale

00:38:25: Kolleginnen, die sind im Ausland ausgebildet, aber deshalb ja nicht schlechter, sondern anders,

00:38:30: aber haben einen gleichwertigen Abschluss, der hier dann auch anerkannt wird. Und das ist mir

00:38:34: immer noch mal ganz ganz wichtig zu betonen. Also keine Elite, keine Schule für Reiche und es gibt

00:38:41: auch die Möglichkeit zum Beispiel, Schulgeld zu reduzieren oder Schulgeld komplett zu erlassen.

00:38:45: Wenn das Problem ist, glaube ich, dass die Idee einer Privatschule nicht allen Bürgerinnen

00:38:51: zugänglich ist, den ist das gar nicht bewusst, dass es etwas gibt außer der staatlichen Schule

00:38:56: nebenan. Weil die staatlichen Schule nebenan natürlich auch keine Werbung macht und sagt,

00:39:01: gucken Sie mal, nebenan oder gegenüber ist noch eine andere Schüler. Das ist glaube ich eine

00:39:05: Schwierigkeit. Es ist glaube ich politisch auch ein bisschen so gewollt. Aber ja. Vielen Dank.

00:39:13: Du hast als Mutter nach nur zwei Monaten Elternzeit wieder in Teilzeit deinen Job

00:39:17: aufgenommen. Wie wurde das von deinem Umfeld aufgenommen? Als von meinen Kolleginnen und

00:39:23: meinen Vorgesetzten natürlich sehr gut. Die haben sich gefreut, dass ich mit am Board bleibe. Und

00:39:27: ich muss sagen, dass ich mir zum Glück ein Umfeld, ein privates Umfeld geschaffen habe,

00:39:31: das sehr tolerant ist und respektvoll ist und sich vielleicht gedacht hat, woher würde ich

00:39:37: nicht machen? Aber die hätten sich nicht getraut, das auszusprechen. Ich habe aber schon gemerkt,

00:39:42: weil ich das auch auf sozialen Medien ja geteilt habe und da ja auch aktiv bin,

00:39:46: dass ich schon von entfernteren bekannten Kommentare bekommen habe, wie die Zeit mit dem

00:39:52: Kind solltest du dir auf jeden Fall gönnen, wo dann immer so ein leichter Vorwurf mit schwangen.

00:39:57: Das ist jetzt quasi die Zeit, die du deinem Kind widmen solltest. Das waren aber wenige Stimmen

00:40:04: zum Glück. Ich nehme aber auch, war auch überwiegend auf Social Media, dass das natürlich ein ganz,

00:40:09: ganz heikles und heiß diskutiertes Thema ist. Aber die Leute sprechen zum Glück mehr übereinander,

00:40:13: in dem Fall statt da jemanden direkt mit zu konfrontieren. Ich bin der festen Überzeugung,

00:40:22: meinem Kind ist es erst mal egal, wenn ich es in der Trage habe, ob ich da mit ihm durch die

00:40:26: Schule laufe oder ob ich da zu Hause staubsauge. Hauptsache, das Kind ist bei mir und ich hatte

00:40:31: das große, große Glück, dass ich die Tage, die ich in der Schule war, mein Kind mitbringen durfte

00:40:35: und die Tage, die ich zu Hause gearbeitet habe, sowieso mit ihm war. Sonst hätte ich ohne ihn

00:40:40: hierher kommen müssen, hätte ich es wahrscheinlich auch nicht gemacht. Aber so merkt ein Baby nicht,

00:40:46: wo Mama sich gerade befindet, Hauptsache es ist an Mama dran, da bin ich ganz fest von überzu.

00:40:51: Und es schläft eh die meiste Zeit. Eben. Ich bin gerade, wenn die so klein sind, also ab eins geht es

00:40:55: nicht mehr. Ich habe auch mit, ich habe studiert, als ich meine, als ich beide Kids bekommen habe,

00:41:01: die Kleine in Corona, das war praktisch, weil von zu Hause und die Große habe ich auch mit in die

00:41:05: Uni genommen. Die hat dann halt geschlafen im Kinderwagen. Wo die schläft, das ist doch sturz. Ja, ihr

00:41:10: hattet nicht mein Kind. Es gibt einen schönen Spruch, den ich dann immer wieder sage. Da hat

00:41:16: mal eine Mutter zwei Kinder bekommen und die hat gesagt, mein erstes Kind hat mir gelernt, was so

00:41:20: schön ein Kindern ist und warum ich noch eins möchte und mein zweites Kind hat mir gelernt,

00:41:23: dass zwei reichen. Mein Kind war von Anfang an ein High-Need-Baby und ist heute noch High-Need,

00:41:31: also es braucht einfach unheimlich viel Mama und ich glaube, da muss man auch ein bisschen gucken.

00:41:36: Also das, ich bin ganz froh, dass ich die Möglichkeit hatte, das auszusuchen. Ich habe versucht

00:41:41: zu arbeiten, ich habe auch ein bisschen gearbeitet mit ihr. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen,

00:41:45: an die Uni zu gehen oder in die Arbeitszeit. So war sie nicht. Sobald es hätte nicht funktioniert,

00:41:50: alleine schon laute Menschenmengen, da hätte die drei Stunden abends nicht mehr geschlafen,

00:41:53: weil die so aufgewühlt war. Ich glaube, das ist echt auch ein bisschen abhängig vom

00:41:57: Mutter-Kind-Gespann sozusagen. Total abhängig. Mein Chef zum Beispiel meinte auch die ganze Zeit,

00:42:03: ich habe immer so meine Pläne vorgelegt und dann komme ich an dem Tag und dann mache ich das

00:42:06: und dann meinte, warten Sie mir ab. Und ich hatte jetzt das Glück, wirklich pflegeleich das Baby

00:42:13: zu haben. Ich glaube, die Natur möchte mich gerne austricksen und möchte, dass ich noch ein

00:42:16: zweites bekomme. Aber ich weiß nicht, ob ich drauf einfalle. Mein zweites war auch recht entspannt.

00:42:22: Okay. Ja. Aber auch da wieder. Sehr unterschiedlich. Vielleicht ist es auch einfach, also vielleicht,

00:42:28: das hört sich jetzt total spirituell an, aber vielleicht weiß das Kind auch ein bisschen,

00:42:32: was für die Mutter gut ist. Also ich wollte auch, ich habe mir immer vorgenommen,

00:42:36: viel Zeit für sie zu nehmen und viel mit ihr zu verbringen und vielleicht wart ihr anders,

00:42:41: habt ihr andere Wünsche gehabt und vielleicht, also jetzt ohne das so spirituell zu meinen,

00:42:45: aber vielleicht ist es wirklich eine totale Wechselwirkung zwischen Kind und Mutter.

00:42:48: Ich glaube, total. Also Stimmung nehmen die ja auch wie ein Barometer an, finde ich. Ja, total.

00:42:52: Und ich hatte eine sehr, sehr schwierige Phase letzten Sommer. Nachdem ich habe ja vier Wochen

00:42:59: Sommerferien, weil wir auch Vorbereitungszeiten haben, da wieder hier zu start und dann auch in

00:43:04: einer Woche, wo die Kolleginnen anwesend waren. Wir haben neue Kolleginnen gehabt. Da musste ich viel

00:43:08: mehr präsent sein. In der Woche habe ich komplett an mir gezweifelt. Da wurde ich niemand gerecht.

00:43:13: Da wurde ich der Arbeit nicht richtig gerecht. Da wurde ich dem Baby nicht richtig gerecht. Da war

00:43:17: er dann im August so sechs Monate alt, fünf, sechs Monate alt. Da hat er auch so viele neue Sachen

00:43:26: dazu gelernt und da war ich wirklich am verzweifeln. Da habe ich gedacht, ich kann das nicht mehr. Ich

00:43:30: weiß nicht, ich muss jetzt doch aufhören zu arbeiten. Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Das

00:43:34: hat auch relativ schnell wieder nachgelassen, als wir wieder in unserem Rhythmus waren. Aber das

00:43:40: war sehr, das war schwierig. So ist das Leben. Ja, ich finde, es gibt da, genau, es gibt Phasen,

00:43:45: in denen läuft es total gut. Und genau, also die Phasen kenne ich auch. Das Gefühl ist zerreißend.

00:43:51: So, ich werde meinen Kindern nicht gerecht. Das hatte ich im Vorbereitungstdienst total, wo ich

00:43:56: dann auch gesagt habe, es geht nicht. Ich kann, ich werde dem nicht gerecht. Ich renne dann nur

00:43:59: hinterher. Ich kriege überhaupt kein Oberwasser. Ich habe überhaupt keine Zeit mehr für meine

00:44:04: Kinder. Ich habe den ganzen Tag entweder unterrichtet oder unterricht vorbereitet. Und ich dachte,

00:44:09: das geht nicht. Also das kann ich meinen Kindern nicht antun, jetzt für noch anderthalb Jahre.

00:44:15: Und dann, wie geht es denn dann weiter? So wird dann die Belastung weniger und ja,

00:44:20: dieses mütterliche Zerreißen quasi. Und hat man dann mal Zeit, so geht es mir, bin ich oft dann

00:44:26: so gestresst, dass ich nicht mehr fair bin. Ich bin meiner Gemeimelie gegenüber nicht mehr fair oder

00:44:31: auch meinen Arbeitskollegen gegenüber nicht mehr fair. Und das mag ich auch gar nicht. Aber das ist

00:44:36: oft das Los der Mutter. Und ja, da müssen wir eben lernen, wie das Leben eben so ist, ein

00:44:43: ewiger Lernprozess. Ist denn die Arbeit mit Kindern nun so, wie du dir das vorgestellt hast? Also in

00:44:51: dem Jahr, ich arbeite jetzt ja seit drei Wochen wieder mehr, also 75 Prozent, weil er jetzt auch

00:44:59: zur Tagesmutter geht. In dem Jahr war das okay, die Zeit, wo er noch viel geschlafen hat. Das hat

00:45:06: das du ja auch schon gerade ein bisschen gesagt. Und dann wurde es herausfordernder. Wenn ich dann,

00:45:09: ich durfte an Schulleitungsteam, die den zum Beispiel immer online teilnehmen, nur irgendwann hat

00:45:15: halt ein Kind auch keine Lust mehr anderthalb Stunden auf den Schoß zu sitzen. Und ab dem Zeitpunkt

00:45:19: wurde es herausfordernder. Da war ich so dankbar, dass mein Partner einfach auch zu Hause war und

00:45:23: ihn dann immer mal wieder rausnehmen konnte. Er hat ihm ja wieder reingerächt, weil ich auch viel

00:45:26: gestillt habe und auch immer noch stille. Und das hat dann gut geklappt. Aber ich habe schon auch

00:45:33: eine Zeit lang viel abends im Bett gearbeitet, weil es auch so ein Baby ist. Wir machen nur Coast

00:45:38: Leaping, wir haben Familie im Bett und das gab auch Monate, da ist ja aufgewacht, sobald ich

00:45:42: aufgestanden bin. Und dann saß ich neben ihm, habe im Bett gearbeitet und das hat mir auch nicht

00:45:46: gut getan. Das ist eigentlich nicht schön, die Arbeit mit ins Bett zu nehmen, weil man dann

00:45:50: das schon abschalten möchte. Es war herausfordernd. Ich weiß auch nicht, ob ich es noch mal wiedermachen

00:45:57: würde bei einem zweiten Kind. Das muss ich auch sagen. Aber es war jetzt auch okay, dass das

00:46:02: ist gemacht haben. Ich bereue das jetzt nicht. Ich sage jetzt nicht, da habe ich Zeit mit meinem

00:46:05: Kind verloren oder so. Aber es war schon auch phasenweise sehr herausfordernd. Und jetzt, wo es in der

00:46:13: Außerfamilie eine Betreuung ist, was übrigens ein schöneres Wort finde, als Fremdbetreuung,

00:46:16: tut es mir aber auch gut hier zu sein. Ich merke jetzt, wenn ich nach Hause komme auch, dass ich

00:46:21: dann auch ein Stück weit vielleicht eine bessere Mama bin, weil ich dann diese Stunden, die wir

00:46:25: noch miteinander haben, da kann ich mich auch auf ihn einlassen und fokussieren und muss nicht

00:46:29: ständig auf mein Handy gucken, ob ich von einer arbeitenden E-Mail bekommen habe, sondern da kann

00:46:32: ich ganz bei ihm sein. Und auch morgens, ich fange ein bisschen später an jetzt zu arbeiten,

00:46:36: da bin ich ganz anders, als wenn ich weiß, so ein Tag, der zieht sich ja dann auch wie kaum

00:46:41: um jemandem kleinen Kind, vor allem wenn dann auch wie schlechtes Wetter ist. Das merke ich jetzt auch

00:46:46: schon, dass es mir auch gut tut. Aber auch hier vielleicht merkt er, was ich brauche,

00:46:51: vielleicht merkt er auch, dass ich Arbeit ein bisschen brauche. Macht es mir auch mit der

00:46:56: Eingabe nur bei der Tagesmutter leicht. Das hätte auch anders laufen können. Das hätte auch

00:47:00: genau sein können, dass er sich nicht gut trennen kann. Wie bei mir zum Beispiel. Also ich wollte

00:47:08: dazu sagen, dass unsere Erzieher immer sagen, dass die Eingewöhnung eigentlich nur was damit zu

00:47:12: tun hat, ob sich die Mutter vom Kind trennen kann und nicht, ob sich das Kind von der Mutter

00:47:15: trennen kann. Haben die auch gesagt, die Eingewöhnung ist für die Eltern. Was hab ich diese Sprüche

00:47:22: alle gehört? Nee, das war es nicht allein wirklich nicht, Leute. Ist es auch nicht. Was sind die

00:47:29: wichtigsten Erkenntnisse und Unterstützung, die es braucht, damit solche oder damit das Konstrukt

00:47:35: für alle Beteiligten in der Familie gut funktionieren kann? Also es geht beim Arbeitgeber los. Also

00:47:40: ich habe wirklich das große Glück, dass jeden Plan, den ich ihm vorgelegt habe, zu Arbeitszeiten,

00:47:45: zu Arbeitsstunden, das er immer gesagt hat, ja, machen sie. Und auch jetzt in einer Eingewöhnung,

00:47:51: wo ich sage, ich weiß gar nicht, ob ich es punktlich um 39 schaffe. Was ist denn, wenn mal ein

00:47:54: Tag dabei ist, wo er sich nicht trennt? Ja, machen sie. Dieses Vertrauen dazu haben und diese

00:47:59: Flexibilität ist glaube ich ganz wichtig vom Arbeitgeber. Weil wenn das nicht gegeben ist,

00:48:04: dann braucht man auch in der Familie gar nicht gucken, wie wir realisieren wir die Betreuung. Und

00:48:07: dann ist dieser Spruch, es braucht ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen. Jetzt, dieses Dorf hat

00:48:12: kaum jemand. Ich bin persönlich mein Partner und ich sind auch mehr oder weniger zu zweit. Großeltern,

00:48:17: die sich kümmern könnten oder sowas haben wir nicht. Irgendeine Form von Dorfbrauch ist so und

00:48:24: sehr, sehr gute Absprachen. Und wenn mein Partner jetzt nicht die Möglichkeit hätte, das Jahr

00:48:28: über auch zu Hause zu sein, hätte ich es auch nicht gut schaffen können. Und so konnten wir uns

00:48:35: ganz gut abwechseln. Es muss nicht der Partner sein, es muss auch gar nicht die Mama sein. Aber es

00:48:40: muss, müssen Bezugspersonen sein. Und wenn es die nicht gibt, wird es schon schwieriger. Ja.

00:48:46: Ja, außerfamilie ihre Betreuung ist ein schönes Wort eigentlich. Und das kann ja eine Tagesmutter

00:48:51: sein. Das kann ein Babysitter, eine Babysitterin sein. Kann die Nachbarin, die sich kümmert,

00:48:56: das ist dann eben das Dorf. Das muss ja nicht. Mir ist es so wichtig, dieses Wort Fremdbetreuung

00:49:02: nicht zu nutzen. Dieses Fremd, weil im Idealfall auch in der Kita und auch in der Schule sind die

00:49:07: Pädagogen, die da mit den Kindern arbeiten, die sind irgendwann nicht mehr Fremd. Das ist ja,

00:49:11: das soll ja eine Bindung entstehen, das soll ja ein Vertrauensverhältnis bestehen. Und das dann als

00:49:15: Fremdbetreuung zu bezeichnen, finde ich irgendwie schwierig, einmal für mich als Mutter zu sagen,

00:49:20: ich geb mein Kind zu Fremden, ist eine ganz andere Aussage, als zu sagen, ich geb es in eine

00:49:26: Betreuung, die zwar nicht zur Familie gehört, aber wo trotzdem eine Bindung besteht. Das macht ja

00:49:32: auch mit mir was und das macht ja auch das Abgeben des Kindes in die Betreuung viel, viel

00:49:38: leichter. Und mit der, die Einstellung, die ich habe, die überträgt sich ja aufs Kind. Das sind

00:49:44: ja diese ganzen kleinen Gedanken, die ich nur habe. Die merkt er ja, wie leicht oder schwer mir

00:49:50: das fällt. Ja, wieder auch da das Verhältnis ist, zur Tagesmutter oder zur Kita. Wir sind in der

00:49:54: ganz kleinen, süßen Kita, die ich einfach unfassbar liebe. Love geht raus an die allster Kinder,

00:50:01: weil es einfach, das ist so toll, weil es genau das ist. Also die freuen sich morgens auf die

00:50:07: Erzieher klar, gibt es die, die man diese lieber mögen oder eigentlich mögen sie alle gerne,

00:50:12: nur manche halt noch gerne. Und das ist so schön zu wissen. Ich meine, meine Kinder verbringen da so

00:50:17: viel Zeit. Das sind keine fremden. Na klar sind das Bezugspersonen. So, das ist doch total schön.

00:50:24: Also ich kann dann auch nicht verstehen, dass dann Eltern eifersüchtig sind und sagen,

00:50:27: mein Kind wollte gar nicht zu mir, das will dann in der Kita bleiben. Ja, was doch schön,

00:50:31: dass da auch Menschen sind, denen sie so vertrauen. Also ich finde das großartig. Ich auch. Ja. So,

00:50:40: wir haben ja noch das Finanzthema und hatten gerade im letzten Post Podcast mit der letzten

00:50:45: Gästin das Thema Rentenansprüche. Und wie ist es denn, wenn Mütter Kehrarbeit leisten und dann

00:50:50: vielleicht nur in Teilzeit arbeiten, da gibt es dann ja auch geringere Rentenansprüche. Wie habt

00:50:55: ihr das gelöst in der Familie? Also ich habe zum einen eine betriebliche Altersvorsorge. Also

00:51:00: wir haben die Möglichkeit hier zur betrieblichen Altersvorsorge und in die habe ich auch meinen

00:51:04: ganz normalen Beitrag weitergezahlt. Also ich habe das nicht reduziert, obwohl ich es hätte machen

00:51:07: können und habe dann gesagt, dann verzichte ich ein bisschen, auch ein bisschen Geld lieber in dem

00:51:12: Jahr. Und es war schon auch eine finanzielle Frage, ob ich arbeite, weil das Elterngeld alleine,

00:51:20: also jetzt akut finanziell, weil das Elterngeld alleine mir einfach in dem Jahr nicht gereicht

00:51:25: hätte, muss ich sagen. Ich glaube, dass ich dieses ein Jahr Elternzeit finanziell auch was die

00:51:32: Rente angeht aufgrund meines Lohnes, einfach auch, man weiß nicht, was in 30 Jahren ist, wenn dann die

00:51:38: gesetzliche, ob ich da überhaupt noch was bekommen oder nicht, nach jetzigen Stand glaube ich,

00:51:41: hätte ich das gut wegstecken können, aber ich glaube, es ist wahnsinnig wichtig,

00:51:44: finanziell privat irgendwie vorzusorgen. Und da hatten wir einfach die Möglichkeit,

00:51:48: das zu machen. Von daher hätte ich da jetzt persönlich nicht so eine große Sorge davor,

00:51:53: würde aber auch anders aussehen, wenn ich jetzt längere Elternzeit genommen hätte. Ich glaube,

00:51:57: da hätte ich mir dann auch schon mal mehr Gedanken gemacht, so wie wirkt sich das auf meine

00:52:01: Rente und auf meine Altersvorsorge aus? Und wie kann man das einfach rausgleichen?

00:52:05: Gleich bin ich auch ein bisschen naiv. Ich glaube nicht, ich glaube, es geht da immer um Ausgleich.

00:52:11: Obwohl ich in dem Bereich Arbeiter habe, habe ich selbst lange gebraucht, um zu sagen,

00:52:17: okay, ich habe weiter studiert, ich habe ein bisschen Geld verdient, aber klar,

00:52:22: blieb halt viel mehr Arbeit oder viel mehr Kehrarbeit an mir hängen und dann zu sagen,

00:52:27: so lieber ihr Mann, dann ist es für jetzt auch vielleicht mal deine Verantwortung ein bisschen,

00:52:31: was für meine Rente zu tun, was ich gerade nicht tun kann, weil ich mich um die Kinder kümmer.

00:52:35: Wir haben in einem anderen Podcast auch über die Verantwortung der Frau gesprochen. Und in dem

00:52:39: Moment, wo ich weiß, hier öffnet sich ein Fenster, das ich vielleicht nicht wieder alleine schließen

00:52:45: kann. Es ist in meiner Verantwortung dafür zu sorgen, dass ich in meiner Rente abgesichert bin. Und

00:52:51: dann muss man mit seinem Mann Partner reden und sagen, dass man hier gerade eine Lücke sieht.

00:52:58: Denn auf wen fällt es zurück, wenn ich mir meine Rente nicht leisten kann auf mein Kind, unser Kind.

00:53:03: Und das will ich ja auch nicht. Also liegt es ja nicht nur in meiner Verantwortung, sondern auch in

00:53:07: der Verantwortung für mein Kind. Nicht nur für mich selbst. Und auch in der Verantwortung des

00:53:12: Mannes. Also da auch einfach mal zu sagen, früher in der Paarbeziehung war es fair, wenn jeder den

00:53:16: gleichen Teil leistet. Aber jetzt in der Konstellation, wo ein Kind da ist und sich einer,

00:53:21: eine mehr um das Kind kümmert, ist es einfach nicht mehr fair, wenn jeder den gleichen Teil

00:53:24: leistet und jeder sich um seine eigene Altersvorsorge kümmert, sondern ist doch einfach fair über

00:53:31: das Kind quasi zu sagen, so jetzt teilen wir Dinge einfach mal anders auf. So jetzt kümmerst du dich

00:53:35: auch um meine Altersvorsorge, weil ich kümmere mich um unser gemeinsames Kind. Was würdest du

00:53:40: jungen Frauen mitgeben wollen, wenn sie später mal über Kind und Karriere so in der Form nachdenken?

00:53:45: Mir persönlich, ich bin ja relativ spät, Mama geworden mit 35, geht noch später, aber relativ

00:53:51: spät. Weil mir das eben schon wichtig war, weil ich das aus meiner eigenen Kindheit auch anders kannte.

00:53:56: Ich wollte finanziell insofern abgesichert sein, dass ich mir das Kind im Falle einer Trennung

00:54:01: gut leisten kann und mein Leben gut leben kann, ohne mir Gedanken machen zu müssen, was ist,

00:54:07: wenn mein Partner keinen Unterhaltshalt, wer weiß, wie so eine Trennung ausgeht, man weiß es

00:54:10: einfach nicht, man weiß nicht, wie man da steht. Deshalb bin ich auch so spät Mama geworden. Und

00:54:15: das, wenn ich jetzt mal nicht mal mit ehemaligen Schülerinnen rede, die dann jetzt 18 sind und

00:54:21: sagen, ja, ich bin ja schon mit meinem Freund zusammen überlegt, sage ich, nee, mach das,

00:54:25: also kannst du machen, aber was passiert denn, wenn du kannst die ganzen Eventualitäten überhaupt

00:54:30: gar nicht bedenken. Und das war mir persönlich immer wichtig und das Detail würde ich auch geben,

00:54:36: dass zumindest nach der Elternzeit du so sicher dastehst in einem Beruf und finanziell von der

00:54:41: Bezahlung her, dass du sagen kannst, damit kann ich mir und meinem Kind oder meine Kinder ein

00:54:45: bequemes Leben ermöglichen. Ja, das ist ein super Thema. Das sollten wir vielleicht auch noch mal

00:54:49: in der separaten Folge thematisieren, also finanzielle Abhängigkeit von Männern, also da gar nicht in

00:54:55: die finanzielle Abhängigkeit zu gehen. Dafür suche ich gerade, hab ich ja eh vor, also dafür würde

00:55:00: ich eigentlich gerne mit einer Psychologin sprechen, aber im Moment noch keine gefunden. Ich

00:55:03: hab mehrere angefragt, aber eben große immer. Ich sollte vielleicht noch mal ein bisschen kleiner

00:55:07: noch mal runter. Nein, zieh lo hoch. Habs versucht, aber hat nicht geklappt. Dann die zwei spannenden

00:55:13: Fragen zum Schluss. Welche Menschen inspirieren dich? Das klingt jetzt nachdem wir da auch schon

00:55:18: ein bisschen drüber gesprochen haben, vielleicht ein bisschen nach Klischee, aber ich finde,

00:55:21: dass sehr bewundernswert, was mein Chef gemacht hat tatsächlich. Also loszugehen und die Mut zu

00:55:26: haben, eine Schule zu gründen, egal wie das jetzt an einigen Ecken bestimmt auch hagt und auch immer

00:55:32: noch hagt und manche Gedanken da vielleicht auch irgendwie später als nicht so passend herausstellen,

00:55:37: aber diesen Mut zu haben und zu sagen, ich mach das jetzt, ich guck, was gibt es in der Welt tolles

00:55:41: und das suche ich mir alles zusammen. Das finde ich total bewundernswert und ansonsten aus dem

00:55:47: privaten Umfeld würde ich sagen meine Geschwister auf jeden Fall. Ich habe einen richtigen Bruder,

00:55:51: einen Heilbruder und eine Stiefschwester, weil die alle irgendwie ihr eigenes Päckchen zu tragen

00:55:56: haben und trotzdem, ich geh jetzt, könnt ich über einen. Und trotzdem, ich war jetzt wirklich, oh

00:56:01: Gott, damit habe ich nicht gewünscht. Sind die Hormone. So tolle Menschen geworden sind,

00:56:07: die alle irgendwie in einem Weg gehen. Mein kleiner Bruder, der macht jetzt ein Abitur,

00:56:10: was ich niemals gedacht hätte und so Mama ist auch gestorben vor ein paar Jahren. Also die sind,

00:56:16: Menschen, die mich wirklich ganz doll inspirieren. Meine Herzensmenschen und meinen Sohn natürlich.

00:56:22: Schön, die du ja wahrscheinlich auch inspiriert hast. Ich habe auch Pippin in den Augen.

00:56:25: Hoffentlich, ja wünsche ich mir natürlich sehr. Schön. Warte. Das bricht an meine Stimme.

00:56:35: Was war das letzte Buch, das du gelesen hast? Ich lese weniger seitdem ich Mama bin,

00:56:44: aber ich höre Hörbücher und das war von Kurt Krömer. Du darfst nicht alles glauben,

00:56:48: was du denkst. Da geht er ja auf seine Depression ein als Komedien, was ja auch erst mal irgendwie

00:56:54: wie ein Widerspruch zu sein scheint. Das fand ich schon sehr spannend und auch ja auch inspirierend,

00:57:02: wie er dann abend auch umgeht mit solchen, mit so einem Thema, was ja auch immer noch Tabuthema ist.

00:57:07: Dabei würde ich behaupten, dass wir alle depressive Menschen kennen und manchmal wissen wir es einfach

00:57:11: gar nicht. Oder depressive Phasen kennen oder? Ich finde auch wir haben mal eine Phase,

00:57:15: wo wir ein bisschen schlechter drauf sind. Das würde ein Psychologe als depressive

00:57:19: Verstimmung beschreiben. Ja, auf jeden Fall. Danke, guter Tipp. Witzig, du bist jetzt die

00:57:24: Zweite, die sagt, dass sie Hörbücher hört und ich stelle das bei mir selbst auch fest. Ja,

00:57:29: Mama ist ein Hörnörbücher. Weil ich beim Wäsche machen oder so kann ich halt einfach

00:57:33: guten Hörbuch hören. Ja, das geht ganz vielen Mamas so. Ich lese total gerne. Ich lese auch

00:57:38: lieber so haptische Bücher als jetzt E-Books. Wobei, das finde ich, geht jetzt auch noch gut,

00:57:42: wenn man auch abends neben dem kleinen Bett sitzt. Aber Hörbücher beim Autofahren und auch mal,

00:57:49: wenn man nicht immer die gleiche Toniebox, das gleiche Tonie, die ich wieder hören will,

00:57:53: kann man auch mal mit einem Ohr Hörbuch hören. Das geht dann auch gut. Wenn die Kinder älter werden,

00:57:58: dann so im Grundschulalter sind, dann ist mehr schon mit beiden Ohren erlaubt, weil die Kinder

00:58:02: auch schon antippen, Mama. Darf ich dich mal stören? Aber ich muss es manchmal ausblenden. Also ich

00:58:08: sage dann immer Welt aus, Hörbuch an. Und dann kann ich dabei putzen und so. Das macht mir dann

00:58:12: alles viel mehr Spaß, als wenn ich es nicht auf den Ohren habe. Das stimmt. Ja, super. Dann ja,

00:58:18: würde ich sagen vielen lieben Dank, liebe Sarah. Das war ein sehr tolles Gespräch. Da waren auch für

00:58:23: mich wieder neue Dinge drin, die ich mitnehme und nochmal drüber nachdenke. Vielen Dank. Das hat

00:58:29: wirklich viel Spaß gemacht mit dir. Ja, mir hat auch Spaß gemacht. Mit all diesen neuen Infos

00:58:33: wirst du jetzt zur Verstärkung deines Umfelds. Wenn du jetzt noch Fragen hast, schreib uns an

00:58:39: verstärkung@verwendopunkt.de Verwendo schreibt sich Friedrich Anton Ida-Richardt,

00:58:45: Viktor Emil Nordpol, Dora Otto. Die genaue Adresse findest du aber auch noch mal in den Show notes.

00:58:51: Lass uns gerne ein Abo da und bewerte uns auf Spotify, Apple Podcast und Co. Bis zum nächsten Mal.

00:58:59: [Musik]

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